„Wir brauchen einen kraftvollen Neustart - jetzt!“
Bundestagswahl am 26. September 2021
Rainer Deppe im Gespräch mit Dr. Hermann-Josef Tebroke, Bundestagsabgeordneter für den Rheinisch-Bergischen Kreis und am 26. September erneut Wahlkreiskandidat der CDU. Hermann-Josef Tebroke hat reichlich Bodenhaftung im Bergischen. Nach einer respektablen wissenschaftlichen Karriere als ordentlicher Professor für Betriebs- und Finanzwirtschaftslehre war der gebürtige Westfale von 2004 bis 2011 hauptamtlicher Bürgermeister von Lindlar, danach sechs Jahre lang Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises. Seit dem 24. September 2017 vertritt er uns als direkt gewählter Abgeordneter im 19. Deutschen Bundestag. Angesichts von Klimawandel und Corona-Pandemie plädiert er für mutige Erneuerungsschritte in zentralen Politikfeldern, um zur Überwindung der momentanen weltweiten Krise beizutragen und Deutschland in einen innovativen klimaneutralen Industriestandort mit sicheren Arbeitsplätzen zu verwandeln. Rainer Deppe befragte ihn, was genau das bedeutet.
Lieber Hermann-Josef, im CDU-Wahlprogramm ist die Rede von einem „Neustart nach der Krise“. Du sagst, wir brauchen mutige und kraftvolle Erneuerungsimpulse jetzt, sofort. Ein Widerspruch?
Nein. Aber ich möchte deutlich machen, dass wir mit einem Neustart nicht warten können bis nach der Krise, da es nicht nur eine aktuelle Krise gibt und wir den Neustart beherzt angehen müssen. Fest steht: Die Corona-Krise hat uns alle, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft, Schulen, Familien etc. schwer getroffen. Umso wichtiger, dass wir die Lehren aus der Krise ziehen und eine Erholung ganz bald und - mit Blick auf den Klimawandel - nachhaltig gelingt.
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist in der Politik positiv konnotiert, aber interpretationsfähig. Was verstehst Du unter nachhaltiger Politik?
Nachhaltige Politik ist langfristig ausgelegt und sieht sich in einem umfassenden Sinne in der Verantwortung, gerade auch der nachfolgenden Generationen. Eine Politik, die allein auf den Klima- und Umweltschutz fokussiert, greift zu kurz. Sie muss zugleich dafür sorgen, dass unsere Kinder und Enkelkinder die Chance behalten, die übernommenen finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen und ihren Lebensstandard zu sichern. Sie sollen auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet sein und in einer solidarischen Gesellschaft freier Bürger leben können. Das zusammen ist nachhaltige Politik. Nachhaltige Politik verbindet Ökologie, Ökonomie und sozialen Zusammenhalt.
Wie kann die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen gelingen, ohne dem Wirtschaftsstandort und dem Sozialstaat zu schaden?
Klimaschutz muss für Unternehmen und Verbraucher attraktiv sein. Verbote und Druck bewirken das Gegenteil, machen uns langsam und zögerlich. Wir brauchen Ideen, Lust und Anreize, die Herausforderung des Klimawandels anzunehmen und Klimaschutz zu einem wirtschaftlichen Erfolg werden zu lassen. Nicht Klimaschutz gegen die Wirtschaft, sondern mit der Wirtschaft. Darum sollten wir auf marktliche Mechanismen (CO2-Bepreisung, Entlastung durch allgemeine Energiepreissenkungen), finanzielle Anreize (Förderprogramme für klimafreundliche Investitionen), technologischen Fortschritt (Ausbau von Ökostromgewinnung, Weiterentwicklung von synthetischen Kraftstoffen und der Batterietechnik) sowie verstärkter internationaler Zusammenarbeit setzen; denn was in Sibirien, China, am Amazonas oder in den USA passiert, ist für den Klimawandel mindestens so wichtig wie die Entwicklung in Europa.
Viele Menschen kämpfen sich gerade durch die Pandemie oder die Hochwasserkatastrophe. Eltern sind genervt, Familien stark belastet, Kinder und Jugendliche in ihren Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt, ganze Branchen und Regionen stehen mit dem Rücken zur Wand. Was ist mit denen?
Die aktuelle Hochwasserkatastrophe hat viel schlimmes Leid gebracht, aber auch große Hilfsbereitschaft und Solidarität unter den Menschen gezeigt. Großartig! Aber die Opfer des Hochwassers - wie diejenigen der Pandemie - brauchen nicht nur unsere Anteilnahme, sondern Unterstützung. Gezielt und über den Tag hinaus! Ich denke dabei nicht nur an besonders betroffene Unternehmen und Wirtschaftsbranchen, sondern auch an unsere Vereine und vor allem an unsere Familien, die als Keimzellen unseres sozialen und gesellschaftlichen Lebens unbedingt geschützt und gestärkt werden müssen. Sie haben in den letzten Monaten viel ertragen. Sie verdienen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung. Auch hier gibt es mehr als genug zu tun in den nächsten Jahren.