Einbruchsdelikte dürfen nicht auf den Rheinisch-Bergischen Kreis verlagert werden

Innenministerium lehnt Predictive Policing-Software für die Ballungsrandzonen ab

"Der Innenminister muss seine Aufmerksamkeit auch auf die Ballungsrandzonen lenken", ist Rainer Deppe enttäuscht über die Absage des Ministers, neuartige Prognosetechniken zur Verhinderung von Wohnungseinbrüchen auch im Rheinisch-Bergischen Kreis einzusetzen.

Die beiden Landtagsabgeordneten des Rheinisch-Bergischen Kreises Rainer Deppe und Holger Müller hatten den Minister angeschrieben und ihn gebeten, den Einsatz der neuen Software zur vorausschauenden Polizeiarbeit (Predictive Policing) auch der Polizei im Rheinisch-Bergischen Kreis zu ermöglichen. Die neue Technik will der Innenminister in einem Pilotprojekt ausschließlich in den Polizeibehörden Köln und Duisburg einsetzen. "Fast der gesamte Rheinisch-Bergische Kreis grenzt unmittelbar an das Polizeipräsidium Köln. Wir befürchten, dass sich die Einbrecherbanden auf unser Kreisgebiet verlagern, wenn der Fahndungsdruck in Köln und Leverkusen größer wird", begründet Holger Müller die Dringlichkeit, das neue System auch im Rheinisch-Bergischen Kreis einzusetzen.

Zwischenzeitlich erhielten die beiden Landtagsabgeordneten seitens des Innenministers eine Absage. Eine über die beiden Großstädte hinausgehende Einbeziehung weiterer Kreispolizeibezirke würde den Projektaufwand erhöhen. "Diese Argumentation kann ich überhaupt nicht nachvollziehen", so Rainer Deppe und weiter: "Wir sind im Rheinisch-Bergischen Kreis immer stärker von der Einbruchskriminalität betroffen. Ein Pilotprojekt, das nur auf die Großstädte setzt und die Ballungsrandzone ausblendet, greift zu kurz. Um die Vorhersagesoftware später flächendeckend erfolgreich einsetzen zu können, braucht das Ministerium auch Erfahrungswerte aus dem ländlichen Raum. Es zeigt sich wieder, dass die Landesregierung wieder nur einseitig auf Großstädte setzt und den ländlichen Raum vernachlässigt."

Die Software eines aus Oberhausen stammenden "Instituts für musterbasierte Prognosetechnik" unter dem Namen "Precobs" wird bereits erfolgreich in Zürich und Basel sowie in mehreren Städten und Landkreisen in Bayern im Probebetrieb eingesetzt. Precobs ist ein Analyseverfahren, das Straftaten wie zum Beispiel Einbruchdiebstähle mit statistischen Daten vergleicht und eine Prognose erstellt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die Straftat in einem eingegrenzten Gebiet zu einer speziellen Zeit wiederholt. Besondere Erfolge konnte die Software bereits bei Massendelikten wie dem Wohnungseinbruch und dem Diebstahl aus Kraftfahrzeugen aufzeigen. Die CDU Rheinisch-Bergischer Kreis hatte sich die Vorhersage-Software bereits im Dezember seitens des Instituts vorstellen lassen.

Besonders die Wohnungseinbrüche hatten im Rheinisch-Bergischen Kreis genauso wie in der Stadt Köln in den letzten Jahren massiv zugenommen. Die Landesregierung erreichte inzwischen ein Hilferuf der Kölner Polizei, da die Einbruchszahlen im Jahr 2014 um 40 Prozent angestiegen waren. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in den angrenzenden Landkreisen zu befürchten.

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